Mein Schiffchen-Januar 2023

So ganz stimmt der Titel nicht, denn ich habe auch mit der Occhi-Nadel gearbeitet. Wenn ich nicht schon wieder die Hälfte vergessen habe, so habe ich diesen Monat fast ausschließlich Schmuck gemacht. Ohrringe und einige Armbänder.
Es ist so, dass ich vor meiner Abreise nach Österreich den größten Teil meiner Habseligkeiten verschenkt oder entsorgt habe und ein kleiner Teil ist im alten Land eingelagert. Ich bin mit so gut wie nichts übersiedelt. Meine Ohrringe sind, wenn überhaupt, im Lager. Nachdem ich mich diesbezüglich einige Monate still gehalten hatte, machte ich mich Anfang Monat daran, „einige“ Ohrgehängsel zu machen.

Ich stehe aktuell vor dem Problem, so viele zu haben, dass es für eine alleine tatsächlich zu viel ist, mein Bedürfnis nach „Machen“ aber noch nicht gestillt ist 😀 Ich überlege mir nun, ein Gewerbe in dieser Richtung anzumelden. Tue ich das nicht, wird es in absehbarer Zeit eine erneute Entsorgungsaktion geben, wenn ich nicht riskieren will, dass meine geliebten Erben irgendwann einen Nervenzusammenbruch haben werden. Mal schauen.

Momentan fehlt mir ein übersichtliches Aufbewahrungssystem, deswegen habe ich sie vorläufig in einen Ordner gehängt.

Zu sagen, das sei ultimativ praktisch, wäre gelogen. Es ist einfach übersichtlicher, als sie hintereinander in eine Schachtel zu stellen. Mit 5 „Seiten“ ist der Ordner so gut wie voll.

Schmuck aus Schiffchenspitze

Es ist lustig, wie auf einmal alle so tun, als wären sie trendy, innovativ, mutig und was weiß ich, weil sie Ohrringe in Occhi machen. Fakt ist: Ich habe 1985 Ohrschmuck getragen, der in einer Sicherheitsnadel mit Occhiblümchen bestanden hat. Ganz richtig gelesen. Sicherheitsnadel durchs Ohr und ich war ansonsten ein unscheinbares Kind. Das war halb so tragisch, wie manche denken mögen – das Loch war ja schon länger gestochen gewesen und die großen Sicherheitsnadeln sind lediglich recht spitz und ein bisschen dicker. Im Gegensatz zu dem zweiten Satz Ohrlöcher, die ich mir mühselig selber gestochen habe, ist das harmlos.

In den folgenden Jahren habe ich immer mal wieder Occhi-Ohrringe gemacht und getragen, dann war diese Phase irgendwann vorbei. Nun stelle ich fest, dass Insta voll ist mit Occhischmuck. Das freut mich, aber all ihr Kreativen, denkt bitte nicht, dass ihr das erfunden habt. Sicher hat schon vor mir jemand solche Ohrringe getragen. Vielleicht eher nicht mit Sicherheitsnadeln. Bei mir waren auch nur die Ersten so. Die weiteren Ohrgehängsel habe ich dann an selbst gebogenen Aufhängern befestigt. Ich habe es jetzt aufgegeben, den für mich richtigen Draht zu finden. Nach einigen Fehlkäufen (war am Ende immer zu weicher Aluminiumdraht) habe ich mir die Ohrhaken halt fertig bestellt.

Muster für Ohrringe in Frivolité

Ich finde das Entwerfen eigener Ohrringe erstaunlich mühsam. Mir kommt das vor, als müsste ich ein Lied komponieren, in dem niemals die Töne C und A nacheinander vorkommen. Dadurch, dass es jetzt nicht wahnsinnig viele Elemente gibt bei der Schiffchenspitze und das Gebilde recht klein ist, sind die Kombinationsmöglichkeiten begrenzt. Ich habe einige Müsterchen gezeichnet und beim anschließenden Stöbern im Internet habe ich fast immer Ohrringe gefunden, die genau so ausschauen.
Bei manchen fremden Arbeiten dachte ich neidisch: „Oh, die hat ja ein supi Muster entworfen!“ Um später exakt dieses Muster in einem antiquarischen Buch zu finden, wo es Teil eines Kragens ist. Es ist bei der Schiffchenspitze so, dass schon vor 150 Jahren sehr schöne Entwürfe unterwegs waren. Jedes Mal, wenn ich in so einem uralten Buch blättere, höre ich in meinem Rücken die Autorin lachen und sagen: „Ihr glaubt doch nicht, dass ihr etwas Neues bringt? Wir hatten das alles schon längst!“ 😀

Wenn ihr im www nach Mustern für geschiffelte Ohrringe sucht, findet ihr viele. Besonders mit der Bildersuche werdet ihr überschwemmt. Das Problem dabei ist: Nur weil jemand ein Diagramm ins Internet gestellt hat, bedeutet es nicht, dass es wirklich von der Urheberin (die meisten Occhimachenden sind wahrscheinlich Frauen) als kostenlose Vorlage gedacht war. Es ist wie mit allen Handarbeitsvorlagen: Jemand fotografiert die Buchseite und lädt sie frei zugänglich hoch. Manche machen sich die Mühe und zeichnen die Muster mit Kugelschreiber auf ein Blatt, damit es aussehen soll, als wäre es von ihnen.
Um sicher zu gehen, dass ihr wirklich legal ein Muster verwendet, arbeitet nicht einfach nach dem Bild, sondern schaut nach, von welcher Website es stammt.

Bei einer Winzigkeit wie einem Ohrring ist es wie gesagt allerdings schwierig, einen Entwurf zu machen, den nicht schon zig andere „erfunden“ haben. Ich habe mich da jetzt ein bisschen entspannt. Es hat mich eine Weile lang wirklich blockiert, weil ich krampfhaft versucht habe, das Rad neu zu erfinden. Nachdem ich nun gesehen habe, dass die heutigen Top-Designer oft das gleiche Muster machen wie unsere Urururgroßmütter, geht es mir besser.

Ich werde bei Gelegenheit einige Muster für Ohrringe notieren, die ihr nacharbeiten dürft 🙂

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